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Volkskrankheit

Harnwegsinfekt

Du bist nicht allein

Definition Harnwegsinfekt

Harnwegsinfekte zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Vor allem bei Frauen gehören Harnwegsinfekte zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. 

Wann immer eine Entzündung der Schleimhaut der "ableitenden Harnwege" auftritt sprechen wir von einer Harnwegsinfektion. Zu diesen "ableitenden Harnwegen" gehören jene Organe, die den Urin von den Nieren nach außen transportieren, also der Harnleiter, die Harnblase und am Ende die Harnröhre1.

Mediziner unterscheiden bei einem Harnwegsinfekt häufig zwischen einem "unteren" – wenn ausschließlich der untere Harntrakt (Harnröhre, Harnblase) betroffen ist – und einem "oberen" Harnwegsinfekt wenn auch/nur der obere Harntrakt (Harnleiter, Nieren) infiziert ist. In der Diagnose wird auch zwischen "unkomplizierten" und "komplizierten" Infektionen unterschieden, wobei "komplizierte" Harnwegsinfekte in der Regel spezielle Risikogruppen betreffen oder auf spezifische Ursachen zurückzuführen, schwerwiegender und langwieriger sind2

Risikofaktoren für einen Harnwegsinfekt

  • Vorangegangener Harnwegsinfekt
  • Antibiotikatherapie in den letzten 2-4 Wochen
  • Sexuelle Aktivität (Honeymoon Zystitis)
  • Diabetes Mellitus
  • Harnwegskatheter
  • Hormonmangel (postmenopausal)
  • Gebrauch von Diaphragmen und Spermiziden  
 

Harnwegsinfekt Blase Nieren

Oberer Harnwegsinfekt

Bei einem "oberen" Harnwegsinfekt ist naturgemäß der "obere" Harntrakt betroffen. Hierzu zählen der Harnleiter und die Nieren. Zu den Symptomen eines "unteren" Harnwegsinfekts gesellen sich dann meistens noch Schmerzen im Nierenlager (Flankenschmerz) sowie Fieber – häufig über 38 Grad – ist dabei obligatorisch3.

 

Symptome

eines Harnweginfekts

Hauptsymptome

  • Brennen/Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie)
  • Häufiger Harndrang mit kleinen Urinmengen (Pollakisurie)
  • Imperativer Harndrang

seltene Symptome

  • Fieber
  • Flankenschmerzen
 

weitere Symptome

  • Nächtliches Harnlassen (Nykturie)
  • Urintrübung, übler Uringeruch
  • Schmerzen im Unterleib

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Bakterien

in der Blase

E.coli

Der uropathogene E.coli ist der Haupterreger bei Harnwegsinfekten und gelangt aus dem Darm in die Blase.

In der Blase erzeugen die Bakterien Adhäsine (Anheftung an das urogenitale Epithel), Hämolysine (wirken zytotoxisch) sowie K-Antigene zur Biofilm-Ausbildung (sorgen für Verkapselung und für Schutz vor dem Immunsystem).

Mehr dazu

Weitere mögliche Erreger

Staphylococcen

Staphylokokken

Klebsiellae

Klebsiellae

Proteus Mirabilis

Proteus mirabilis

Entrococcen

Enterokokken

Streptococcen

Streptokokken
Gruppe B

 

Harntrakt Grafik F

Frauen häufiger betroffen als Männer

Bei 50 bis 70 % der Frauen tritt ein Harnwegsinfekt zumindest einmal im Leben auf und verursacht einen hohen Leidensdruck. Generell leiden Frauen häufiger an Harnwegsinfekten als Männer. Dies ist Großteils auf die Anatomie zurückzuführen. Die Harnröhre der Frau ist ca 2,5 bis 4 cm lang während die Harnröhre des Mannes eine Länge von bis zu 25 cm aufweisen kann.

Harntrakt Grafik F

1. Blase
2. Uterus
3. Eileiter
4. Eierstock
5. Gebärmutterhals
6. Vagina
7. äußere Schamlippen
8. innere Schamlippen
9. Harnröhre
10. Klitoris

Harntrakt Grafik F

1. Blase
2. Hoden
3. Hodensack
4. Penis
5. Harnröhre
6. Prostatadrüse
7. Samenblase
8. Anus

 

Harntrakt Grafik M

 

Wissenwertes

Generell gilt die Devise: wenn du dir unsicher bist, geh immer zum Arzt!
Ein Arztbesuch ist spätestens dann nötig wenn du Blut im Urin entdeckst, hohes Fieber bekommst und einen stechenden Schmerz in der Nierengegend hast.

Wenn ein Harnwegsinfekt zwei mal innerhalb von sechs Monaten oder drei mal pro Jahr auftritt, so spricht man von einem wiederkehrenden Harnwegsinfekt. 
Ein Harnwegsinfekt hat eine Tendenz zur Wiederkehr und kann sogar chronisch werden. Das Rezidivrisiko beträgt zirka 20 - 50 % abhängig vom Alter. 

Bei einem wiederkehrenden Harnwegsinfekt empfehlen wir dir UroProtect.

  • 64% der Frauen mit unterem Harnwegsinfekt wird ein Antibiotikum verschrieben. (1)
  • Bei zunehmender Antibiotika-Resistenz ist die Wahl des geeigneten Antibiotikums für den Arzt eine Herausforderung.
  • Die Resistenzrate für E. coli ist bei Aminopenicillinen seit 2013 auf sehr hohem Niveau und bei Fluorochinolonen zuletzt ansteigend. (3)
  • Risiken einer Antibiotika-Behandlung
    – Therapieversagen/aufsteigender Harnwegsinfekt
    – Nebenwirkungen
    – Weiter ansteigende Resistenzraten
  • In der aktuellen S3-Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Urologie zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte wird der Einsatz von Alternativen zur Antibiotikabehandlung beim unkomplizierten rezidivierenden unteren Harnwegsinfekt (Zystitis) empfohlen.
  • Antibiotika sind sinnvoll und nützlich, sollten aber nur bei schweren Fällen eingesetzt werden, um Resistenzen möglichst gering zu halten.

Resistenzraten in % ausgewählter Antibiotika bei E.coli (3)

Ampicillin oder Amoxicillin

43.5%

Fluorochinolone

16.2%

Sulfamethoxazol/Trimethoprim

23%

Trimethoprim

24.8%
 

 

 

Was Du über einen Harnwegsinfekt  wissen solltest

Harnwegsinfekte zählen heute zu den vielzitierten "Volkskrankheiten". Vor allem bei Frauen gehören Harnwegsinfekte zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. Was genau ist denn ein Harnwegsinfekt? Wann sprechen wir von einer Infektion der Harnwege?

Wann immer eine Entzündung der Schleimhaut der "ableitenden Harnwege" auftritt – in verschiedenen Varianten und Ausprägungen – sprechen wir von einer Harnwegsinfektion. Zu diesen "ableitenden Harnwegen" gehören jene Organe, die den Urin von den Nieren nach außen transportieren, also der Harnleiter, die Harnblase und am Ende die Harnröhre4. Nur ist es so, dass eine Infektion in aller Regel genau andersrum passiert, was bedeutet, dass die Krankheitserreger durch die Öffnung der Harnröhre in den Körper gelangen und dort dann zunächst Harnröhre, dann die Harnblase und in weiterer Folge den Harnleiter infizieren. In komplizierten Fällen kann sogar die Niere betroffen sein. Deshalb werden Harnwegsinfekte auch als "aufsteigende" Infektionen bezeichnet5.

Wie kommen die Erreger in Deinen Körper?

Wie schon erwähnt, schleichen sich die Erreger über die Harnröhrenöffnung in Deinen Körper ein. Auch wenn es dafür mehrere Möglichkeiten gibt, eine häufige Ursache findet sich in einer falschen Körperhygiene nach dem Toilettengang, etwa wenn Frauen sich vom After nach vorne zur Scheide sauberwischen. "Wie bitte? Was soll das denn?" würdest Du jetzt wohl am liebsten laut herausrufen. Sorry, doch diese Aussage ist gut zu argumentieren weshalb auch die Reinigungsrichtung besonders wichtig ist6. Das liegt daran, dass die recht bekannten "E.coli"-Bakterien als die häufigsten Verursacher eines Harnwegsinfekts gelten. Nach ihrer wertvollen "Arbeit" in unserem Darmtrakt, werden diese über den Stuhlgang ausgeschieden. Da bei Frauen Darmausgang (After) und Harnröhrenöffnung sehr nahe beieinander liegen – deutlich näher als beim Mann – finden die Bakterien einen einfachen und recht direkten Weg in Deinen Körper.

Übrigens: Bei Männern tritt ein Harnwegsinfekt deutlich seltener auf, sollten aber in der Regel als komplizierte Infektion eingeschätzt werden, da auch die Prostata betroffen sein kann3.

Woran kannst Du einen Harnwegsinfekt erkennen?

Tatsächlich ist ein Harnwegsinfekt auch für den Nichtmediziner recht einfach zu erkennen. Das liegt vor allem an den doch sehr deutlichen Symptomen. Spürst Du ein Brennen beim Harnlassen? Treten dabei vielleicht sogar Schmerzen auf? Oder musst Du plötzlich weit häufiger zur Toilette und wunderst Dich dabei über eine geringe Urinmenge? Und anders als früher, treibt Dich der Harndrang nun auch nachts – manchmal sogar mehrmals – zum WC? Wunderst Du Dich gleichzeitig auch noch über einen Trüben, häufig übelriechenden Urin oder spürst Du sogar Schmerzen im Unterleib? Egal ob Du nur einzelne oder gleich mehrere der genannten Symptome wahrnimmst: Ein Harnwegsinfekt kann eine realistische Ursache dafür sein.

Übrigens: Die Konsultation eines Arztes ist auch deshalb wichtig, weil wir bei Harnwegsinfekten zwischen "unkomplizierten" und leider "komplizierten" Infektionen unterscheiden müssen. Von einem "komplizierten" Infekt spricht der Mediziner immer dann, wenn dieser bei bestimmten Personengruppen oder aufgrund bestimmter Ursachen auftritt. So beispielsweise bei anatomischen Besonderheiten im Bereich der ableitenden Harnwege (etwa bei einer Harnröhrenverengung durch Vernarbungen oder Tumore) oder wenn Betroffene Nierensteine haben und diese ursächlich für die Infektion sind. 

Von einem "unkomplizierten" Infekt ist auszugehen, wenn ein Harnwegsinfekt erstmals oder nach langer Zeit erstmals wieder auftritt, die Symptome gering sind – etwa nur ein Brennen beim Wasserlassen zu spüren ist – oder nur die Harnröhre – also nur die "unteren" Harnwege – betroffen ist.

Wann bist Du besonders gefährdet?

Wie schon erwähnt sind Frauen weit mehr gefährdet, an einer Harnwegsinfektion zu erkranken als Männer8. Daran lässt sich – leider – schon rein anatomisch nichts ändern. Unter den Frauen gelten jene zwischen 18 und 36 Jahren sowie die Altersgruppe ab 65 als deutlich häufiger betroffen. Männer erkranken meist erst im höheren Alter ab 50 Jahren und dann vor allem in Zusammenhang mit einer veränderten (erkrankten) Prostata8.

Ach ja, auch Dein Sexleben kann in dieser Hinsicht eine Rolle spielen. Gefährdet sind dabei leider auch wieder die Frauen. Da aufgrund der anatomischen Nähe von Harnröhrenöffnung, Vagina und Darmausgang allfällige Erreger in die Scheide und folglich über die Harnröhre direkt in die Harnblase gelangen können, erhöht Geschlechtsverkehr das Risiko einer Harnwegsinfektion. Daher wird das Harnlassen nach dem Sex empfohlen 6

Weitere Risikofaktoren sind etwa ein geschwächtes Immunsystem, Stoffwechselerkrankungen oder Harnabflussstörungen etwa durch Harnsteine9.

Übrigens: Auch (Klein-)Kinder stellen eine Risikogruppe dar. Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten im Kindesalter. Buben sind davon häufiger als Mädchen betroffen10.

Bei Schwangeren ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen können nach der vorliegenden Definition Harnwegsinfektionen ebenfalls als unkompliziert eingestuft werden obwohl diese in der Fachliteratur auch gelegentlich zu den komplizierten Harnwegsinfektionen gerechnet werden. Das Erregerspektrum und die Empfindlichkeits-/Resistenzraten sind ähnlich jener von nicht Schwangeren ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen in der Prämenopause und unterscheiden sich damit von den komplizierten Harnwegsinfektionen im eigentlichen Sinne11. Trotz alldem ist bei Schwangeren, Kindern und Männern ein Arztbesuch empfohlen, da diese Gruppen von komplizierten Harnwegsinfekten am Häufigsten betroffen sind.

Eine weitere Risikogruppe sind Frauen in und nach den Wechseljahren. Grund dafür ist der Umstand, dass mit den Wechseljahren die Östrogenproduktion deutlich reduziert wird und es somit zu einer Veränderung des pH-Wertes der Vaginalschleimhaut kommt. Dadurch nimmt die Besiedelung mit Laktobazillen ab während jene mit anderen Bakterien zunimmt. Was wiederum dazu führt, dass Harnwegsinfekt auslösende Erreger sich leichter ausbreiten und vermehren können.

Nicht auf "die leichte Schulter nehmen"

Du siehst: Ein Harnwegsinfekt darf keinesfalls auf die vielzitierte "leichte Schulter" genommen werden. Viel zu häufig sind die Fallzahlen an Betroffenen (statistisch erkrankt fast jede zumindest einmal im Leben an einem Harnwegsinfekt). Viel zu schmerzhaft und unangenehm die Symptome und in vielen Fällen sind leider auch die Auswirkungen auf Deine individuelle (Bewegungs-)Freiheit drastischer als erwartet oder vielfach beschrieben.

 

(1) Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; "Blasenentzündung - Harnwegsinfekt (HWI) Entzündung der Harnwege"; in "Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs"; zuletzt aktualisiert: 20-12-2018 (Zugriff am 25-04-2020); verfügbar unter www.gesundheit.gv.at/labor/untersuchungen/mrt-ct-roentgen/urographie (2) Claudia Richter; Christian Kainz "Harnwegsinfektionen in den Wechseljahren" in "Mini Med Studium" auf minimed.at; aktualisiert am 20-06-2014 (Zugriff am 28-04-2020); verfügbar unter: www.minimed.at/medizinische-themen/frauengesundheit/wechseljahre-beschwerden-harnwegsinfektionen/ (3) Leitlinienprogramm DGU, AWMF: Interdisziplinäre S3-Leitlinie (2017): „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“; S. 10; S. 17; AWMF-Registernummer: 043/044; (Zugriff am 25-04-2020). (4) Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; "Blasenentzündung - Symptome"; in "Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs"; zuletzt aktualisiert: 20-12-2018 (Zugriff am 25-04-2020); verfügbar unter www.gesundheit.gv.at/labor/untersuchungen/mrt-ct-roentgen/urographie (5) Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; "Blasenentzündung - Symptome"; in "Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs"; (Zugriff am 25-04-2020); verfügbar unter www.gesundheit.gv.at/lexikon/c/lexikon-zystitis (6) Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; "Blasenentzündung - Symptome"; in "Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs"; zuletzt aktualisiert: 01-03-2018 (Zugriff am 25-04-2020); verfügbar unter www.gesundheit.gv.at/krankheiten/nieren-harnblase/nierenbeckenentzuendung/praevention (7) Leitlinienprogramm DGU, AWMF: Interdisziplinäre S3-Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“, S. 14; AWMF-Registernummer: 043/044; (8) Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; "Blasenentzündung - Formen und Erreger"; in "Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs"; zuletzt aktualisiert: 18-04-2018 (Zugriff am 28-04-2020); verfügbar unter www.gesundheit.gv.at/krankheiten/nieren-harnblase/blasenentzuendung/harnwegsinfekt (9) Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; "Blasenentzündung - Symptome"; in "Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs"; zuletzt aktualisiert: 01-03-2018 (Zugriff am 25-04-2020); verfügbar unter www.gesundheit.gv.at/krankheiten/nieren-harnblase/blasenentzuendung/symptome (10) Beetz R. and Weeber L. "Harnwegsinfektionen"; "Therapie der Krankheiten im Kindes- und Jugendalter“; Springer Berlin Heidelberg, 2014/1005-1013; (11) Leitlinienprogramm DGU, AWMF: Interdisziplinäre S3-Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“; S. 21; Kurzversion 1.1.-2, 2017, AWMF-Registernummer: 043/044